Organisationstheorie und Organisationsforschung
Organisations-Ansätze
Organisationstheorie und Organisationsforschung haben den Zweck,
Organisationen – ihr Entstehen, ihr Bestehen und ihre Funktionsweise – sowie
organisationsimmanentes Verhalten (sog. Organizational Behavior) zu untersuchen
und zu erklären. Es existieren eine Vielzahl von Organisationstheorien, da
Organisationen hochkomplexe Gebilde sind und der Gegenstandsbereich der
Organisationstheorie sehr breit ist. Allen Ansätzen ist ihr Objektbereich – die
Organisationen und ihre Zielsetzung – gleich, während sie jeweils bestimmte Aspekte untersuchen.
Ausgangspunkt der Theorie sind die interdisziplinäre Betrachtung organisationssoziologischer und
organisationspsychologischer Ansätze. Die Organisationsforschung hat in den letzten Jahren darüber
hinaus eine große Bedeutung für die Betriebswirtschaft (Personalmanagement) und
Verwaltungswissenschaft (insbesondere Skandinavischer Schule) erhalten.
Beispiele von Ansätzen:
Klassischer Ansatz: Scientific Management und Taylorismus
Geprägt wurde dieser Ansatz vor allem durch den verstärkten Einsatz von Maschinen und
standardisierten Massenproduktionen (industrielle Revolution). Vor diesem Hintergrund entstand ein
Bedarf an Managementleitfäden zur Gestaltung der neuartigen Fabriken. Frederick Winslow Taylor
(1856–1915) entwickelte den Ansatz des Scientific Management, in der Weiterentwicklung auch
Taylorismus genannt. Ziel war es, sowohl die Produktivität der Arbeiter als auch die Effizienz des
Managements zu steigern.
Taylors Managementprinzipien enthielten folgende fünf Komponenten: Trennung von Hand- und
Kopfarbeit, Analyse der menschlichen Arbeit in Zeitstudien, Differential-Lohnsystem, Festlegung des
täglichen Arbeitspensums und Funktionsmeistersystem.
Humanorientierter (verhaltenswissenschaftlicher) Ansatz: Organisationsentwicklung
Die Organisationsentwicklung gründet auf Erkenntnissen aus der gruppendynamischen
Laboratoriumsmethode (NTL-Institut) und dem Survey-Feedback. "Die Betroffenen zu Beteiligten
Machen" ist ein Kernkonzept der und hat auch in vielen anderen Methoden Eingang gefunden.
Gemeinsame Lernprozesse werden initiiert und methodisch begleitet. Durch "geplanten sozialen
Wandel" werden die Fähigkeiten aller Beteiligten und der Organisation als Ganzes für Entwicklung
und Veränderung genutzt. Dabei werden die Gesetzmäßigkeiten sozialer Gemeinschaften genutzt und
(wie beim Human-Relations-Ansatz) die Interessen der Mitarbeiter berücksichtigt.
Sytemorientierter Ansatz: Systemtheoretisch-kybernetisch
Die Systemtheorie geht auf den österreichischen Biologen Ludwig von Bertalanffy (1901–1972) zurück.
Diese Theorie dient zur Erklärung von Prozessen des Wachstums, der Anpassung und der
Selbstregulation. Die Kybernetik als Wissenschaft von der Steuerung und Regelung von Systemen
hingegen, wurde vom Amerikaner Norbert Wiener (1894–1964) begründet.
Beiden übergreifenden Wissenschaften liegen Denkweisen zugrunde, die oft als ganzheitliches
Denken bzw. Lenkung von Systemen charakterisiert werden. Kernaussage ist, dass soziale Systeme
über die Fähigkeit zur Selbstorganisation verfügen und hierbei Verhaltensregeln weiterentwickeln.
Demnach entstehen nach der Systemtheorie und Kybernetik Strukturen von selbst.
Sytemorientierter Ansatz: Evolutionstheoretische Ansätze
Wenn vom Wandel der Organisation die Rede ist, geht es konkret darum, Produkte, Prozesse und
Organisationsstrukturen flexibel und schnell auf neue Marktbedürfnisse anpassen zu können. Dabei
rücken die Geschäftsprozesse in den Mittelpunkt der Gestaltungsentscheidungen. In der
amerikanischen Managementliteratur finden sich zahlreiche Titel zum "process improvement". Der
Fokus liegt hierbei auf radikalen Veränderungen wie bei den Ansätzen des Reengineering und der
Process Innovation. Je nach Autor oder Unternehmen werden hierfür andere Begriffe verwendet. Oft
wird auch von revolutionären Veränderungen im Gegensatz zu evolutionären
Veränderungsprogrammen gesprochen.
Wettbewerbsstrategischer Ansatz: Theorie der Kernkompetenzen
Wir sprechen von einer Kernkompetenz, wenn ein Unternehmen sich bestimmte Fähigkeiten in
einzigartiger Weise zu Eigen gemacht hat, um sie wertschöpfend einzusetzen. Die Idee der
Kernkompetenz wurde in der Managementliteratur erstmals von C.K. Prahalad und Gary Hamel im
Jahr 1990 vorgestellt. Die beiden Wirtschaftstheoretiker schrieben:
„Die Kernkompetenzen sind so etwas wie das kollektive Wissen der Organisation, insbesondere was
die Koordination diverser Herstellungstechniken und die Integration unterschiedlicher
Technologiebereiche betrifft (…) Kernkompetenzen setzen Kommunikation, Engagement und die
Entschlossenheit voraus, Organisationsbarrieren zu überwinden (…) Kernkompetenzen nutzen sich
nicht ab. Im Gegensatz zu den materiellen Aktiva, die sich mit der Zeit verbrauchen, nehmen die
Kompetenzen durch Gebrauch zu.“
Prahalad und Hamel schlugen drei Tests vor, um eine mögliche Kernkompetenz zu bestimmen:
•
Eine Kernkompetenz bietet potenziell Zugang zu einer Vielzahl von Märkten.
•
Eine Kernkompetenz sollte wesentlich zum wahrgenommenen Nutzen des Endprodukts für den
Kunden beitragen.
•
Eine Kernkompetenz sollte für Wettbewerber schwer zu kopieren sein. Das ist dann der Fall,
wenn es sich um ein komplexes Geflecht spezifischer Technologien und Herstellungstechniken
handelt.
Auszug aus:
http://www.training.at/lexikon/organisationstheorie
Integration von Management, System, Organisation, Prozess und Qualität
1. Klassische Ansätze
1.1 Bürokratieansatz
1.2 Scientific Management und Taylorismus
1.3 Administrations- und Managementlehre
2 Humanorientierte Ansätze
2.1 Human-Relations-Ansatz
2.2 Human-Ressourcen-Ansatz
2.3 Verhaltenswissenschaftlich orientierte
Ansätze
3 Systemorientierte Ansätze
3.1 Systemtheoretisch-kybernetischer Ansätze
3.2 Evolutionstheoretische Ansätze
4. Institutionsökonomische Ansätze
4.1 Property-Rights-Theorie
4.2 Transaktionskostentheorie
4.3 Principal-Agent-Theorie
5. Wettbewerbsstrategische Ansätze
5.1 Theorie der Kernkompetenzen
5.2 Business Prozess Reengeneering
5.3 Mass Customizing
Vertiefende Informationen zu den
Organisationsansätzen finden Sie nebenstehend
und unter
Organisationskultur,
Organisationskonzept,
Organiationsformen,
Organisationsentwicklung und
Change Management.
koch.management 2016